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Warum ATEX-konforme Geräte nicht mit der neuesten Android-Version erscheinen

Industriegeräte für explosionsgefährdete Bereiche müssen strenge Anforderungen erfüllen – technisch, regulatorisch und betrieblich. Viele Anwender fragen sich, warum ATEX-zertifizierte Smartphones und Tablets oft mit älteren Android-Versionen ausgeliefert werden. Die Antwort liegt im Spannungsfeld zwischen Sicherheitsanforderungen, Zertifizierungsprozessen und Systemstabilität.

Zertifizierung: Jeder Versionswechsel ist sicherheitsrelevant

ATEX- und IECEx-Zertifizierungen gelten immer für ein exakt spezifiziertes Hard- und Software-Setup. Ändert sich die Android-Version – selbst bei scheinbar kleinen Updates – muss das gesamte System erneut geprüft und zertifiziert werden. Dies umfasst:

  • Temperaturentwicklung und Energieaufnahme
  • Verhalten in Fehlerzuständen
  • Schnittstellenfunktionen (z. B. Bluetooth, Mobilfunk)
  • Interaktionen mit Ex-spezifischen Komponenten wie Notrufknöpfen oder Gaswarnsensoren

Dieser Prozess dauert oft viele Monate und ist mit erheblichem Aufwand verbunden. Deshalb setzen viele Hersteller bewusst auf bewährte Android-Versionen mit Langzeitunterstützung.

OTA-Updates nur mit neuer Zertifizierung

Anders als bei Consumer-Geräten ist ein Over-the-Air-Update zwar technisch möglich – die meisten Hersteller betreiben eigene OTA-Server –, jedoch darf kein sicherheitsrelevantes Update ohne erneute Zertifizierung aufgespielt werden. Ein Update, das tief ins System eingreift, würde die bestehende ATEX-Zulassung ungültig machen, wenn es nicht im Vorfeld freigegeben wurde.

Das heißt konkret: Ja, es gibt OTA – aber nur für zulässige, neu zertifizierte Versionen. Und diese sind in der Regel Monate oder Jahre älter als das aktuelle Consumer-Android.

Stabilität vor Featurevielfalt

In explosionsgefährdeten Bereichen zählen andere Dinge als im Consumer-Markt:

  • Langfristige Verfügbarkeit und Support
  • Zuverlässigkeit auch bei Extrembedingungen
  • Planbarkeit in MDM- und Sicherheitsinfrastrukturen

Neue Android-Versionen bringen zwar regelmäßig spannende Features – sie verändern aber auch APIs, Berechtigungsstrukturen und App-Kompatibilitäten. Im industriellen Umfeld ist diese Volatilität nicht akzeptabel. Daher setzen Hersteller auf stabile, getestete Plattformen, auch wenn diese älter wirken.

Fazit: Android ja – aber sicherheitsgeprüft

ATEX-zertifizierte Geräte nutzen Android – aber eben nicht in der jeweils neuesten Version, sondern in einer sicherheitsgeprüften, robusten und langfristig verfügbaren Ausprägung. Der Fokus liegt auf Sicherheit, Zertifizierbarkeit und Funktion im Ex-Bereich, nicht auf Consumer-Features.

Wer ein Gerät für explosionsgefährdete Bereiche kauft, entscheidet sich bewusst für ein zuverlässiges Werkzeug – nicht für ein Spielzeug.

Praxistipp: Wer spezielle App-Funktionen benötigt, sollte vorab prüfen, mit welcher Android-Version das ATEX-Gerät ausgeliefert wird – und ob die Zielanwendung damit kompatibel ist. Viele professionelle Anwendungen laufen auch mit Android 10 oder 11 problemlos.

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